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Tagebuch:
ISG Gera
Auf nach Leipzig – und hängengebliebenGegen 7.00 Uhr sind wir in Zeitz aufgebrochen. Andre war zuerst wach und stand als Letzter auf. Naja, die Jugend ... kommt langsam, aber in Schwung. Thomas machte irgendwann Druck wegen der Streckenführung, die umleitungsbelastet war und wir fahren eine Strecke, um die Verabredung in Leipzig einzuhalten. Kurz vor Leipzig fing uns ein Bike-Polizist ab, einer der allerfreundlichsten (im Ernst), und beschützte uns auf der Stadtautobahn vor unsicheren Autofahrern. So führte er uns bis an den Treffpunkt. Dabei kam es zu einem intensiven Gespräch über die Haltung von Polizisten zur sozialen Frage, die auch diesen Berufskreis heftig bewegt.
Der Empfang in Leipzig selbst war phänomenal. In einer Manifestation der Betroffenen stellten sich Menschen, ebenfalls mit Bettlerkleidung und (noch nicht elektronischen) Fußfesseln als Empfangskomitee vor, um uns in die Innenstadt zum Gewerkschaftshaus in der Karl-Liebknecht-Str., zu begleiten. Andreas durfte wieder mal als Einziger von uns mit dem bereitgestellten Kremser fahren, zumindest einen Teil des Weges. Der Kremserfahrer war Steffen Unger, eben jener Mann, der ehrenamtlich Menschen mit einem Linienverkehr von Orten aus Leipzig abholte und wieder nach Hause brachte, für die kein regulärer Busverkehr mehr zur Verfügung steht, dafür eine Strafe für illegalen Busverkehr von 5.000 € angedroht bekam und nun wegen Defekts am Bus diesen freiwilligen Dienst an den Menschen nicht mehr ausüben kann.
Am Gewerkschaftshaus fand eine Armenspeisung und eine Armenwaschung für uns statt. Medien interviewten uns und die uns unterstützenden Betroffenen, die wiederum auch uns viele Fragen stellten und über sich und ihr Leben berichteten. Das Aktionsbündnis Leipzig übergab uns einen eigenen Brief an den Bundeskanzler u.a. mit der Forderung, die Regelsätze für ALG II-Empfänger anzuheben. Unterstützt wurde das durch die Fortsetzung des Bettlergangs durch eine größere Zahl Menschen vom Gewerkschaftshaus durch die Innenstadt Leipzigs, vorbei auch an der SPD-Zentrale. Zahlreiche Gespräche wurden am Rande geführt, über die wir gesondert berichten werden. Überall trafen wir dabei auf Menschen, die das Spektakel beobachteten und dem Anliegen unserer Gruppe große Beachtung schenkten. Am Ende des Tages waren wir Gast beim Sozialforum Leipzig und weil solche Tagungen bekanntlich immer etwas länger dauern als geplant, bleiben wir über Nacht bei den mutigen und wachen Menschen der Stadt Leipzig. Die Mitstreiter vom Aktionsbündnis Leipzig haben einen weiteren Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder mit auf den Weg gegeben. |
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